In der heutigen Zeit sind Updates und Patches für Videospiele selbstverständlich. Sobald ein Fehler entdeckt wird oder neue Inhalte hinzukommen, lädt sich das Spiel die entsprechenden Dateien einfach aus dem Internet herunter. Doch wie wurden Spiele in einer Zeit „gepatcht“, als es kein Internet gab? Die Antwort ist erstaunlich und zeigt, wie kreativ die Spieleentwickler früher vorgehen mussten, um Spiele nachträglich zu verbessern.
Von speziellen Modulen bis zu Neuauflagen und Batterien für Spielstände – die Spieleindustrie fand verschiedene Wege, um Inhalte zu verbessern und Spielererfahrungen zu erweitern. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die Methoden und Technologien, die genutzt wurden, um Spiele vor der Ära der Internetverbindung zu aktualisieren, und geht auf einige berühmte Beispiele wie Pokémon und The Legend of Zelda ein.
1. Der Goldstandard: Neuauflagen und verbesserte Module
Eine der gebräuchlichsten Methoden, Spiele zu „patchen“, bestand darin, sie einfach neu herauszubringen. Bei Modulen, die Fehler enthielten, war es oft die einzige Option, die physischen Cartridges zu verbessern und erneut auf den Markt zu bringen. Ein berühmtes Beispiel dafür ist das erste Pokémon-Spiel (Pokémon Rot und Blau).
Pokémon Rot und Blau – Die Neuauflage zur Fehlerbehebung
Als Pokémon in den 90ern erstmals erschien, war die Nachfrage nach diesen Spielen enorm. Die ersten Versionen hatten jedoch zahlreiche kleine Fehler und Glitches, die teilweise das Gameplay beeinflussten. Einige dieser Fehler ermöglichten beispielsweise den Fang des berühmten „MissingNo.“, eines Glitch-Pokémon, das das Spiel auf unerwartete Weise beeinflussen konnte.
Nintendo entschied sich, später leicht verbesserte Versionen der Spiele auf den Markt zu bringen, bei denen einige der Fehler ausgebessert waren. Auch wenn diese Änderungen nicht umfassend waren, zeigt das Beispiel von Pokémon, wie Entwickler damals durch physische Neuauflagen ihre Spiele aktualisierten.
2. Expansions und Erweiterungsmodul – Das N64 Expansion Pak
Ein weiteres Beispiel für „Updates“ vor dem Internet war das N64 Expansion Pak, eine Speichererweiterung für das Nintendo 64. Zwar wurden keine bestehenden Spiele „gepatcht“, doch konnten Entwickler durch das Expansion Pak die Leistung und Grafikqualität neuer Spiele deutlich verbessern.
Das beste Beispiel dafür ist The Legend of Zelda: Majora’s Mask. Dieses Spiel nutzte die erweiterte Hardwarekapazität des Expansion Paks, um detailliertere Grafiken und eine größere Spielwelt darzustellen. Spieler mussten das Expansion Pak kaufen und in ihre Konsole einsetzen, um das Spiel in vollem Umfang zu erleben. Auch Spiele wie Donkey Kong 64 benötigten diese Erweiterung, um bestimmte Inhalte darzustellen.
Obwohl das Expansion Pak kein Patch im herkömmlichen Sinne war, zeigt es, dass Entwickler kreative Hardwarelösungen nutzten, um neue Funktionen hinzuzufügen und die Grenzen bestehender Spiele zu erweitern.
3. Disketten-Updates und Konsolen mit Diskettenlaufwerk
Eine weitere Methode für das Updaten von Spielen ohne Internetzugang war die Verwendung von Disketten oder speziellen Speicherdisks. Das wohl bekannteste Beispiel ist Nintendos 64DD, ein Diskettenlaufwerk, das als Erweiterung für das Nintendo 64 entwickelt wurde.
Obwohl das 64DD kommerziell nicht erfolgreich war, ermöglichte es Entwicklern, erweiterte Versionen von Spielen anzubieten. So bot F-Zero X für das 64DD eine Erweiterung, die es Spielern ermöglichte, eigene Strecken zu erstellen und zusätzliche Inhalte hinzuzufügen. Auch Mario Artist war eine Erweiterung, die über das 64DD lief und kreative Elemente sowie neue Spielmechaniken ermöglichte.
Da das 64DD jedoch nur in Japan veröffentlicht wurde und insgesamt ein kommerzieller Misserfolg war, blieb dieses Update-System eine Ausnahme. Dennoch zeigt es, dass Nintendo schon früh versuchte, erweiterte Spielinhalte durch physische Erweiterungen und zusätzliche Speichertechnologien anzubieten.
4. Updates durch Handheld-Verbindungen: Pokémon und die Game Boy Link-Kabel
Die Pokémon-Reihe ist ein weiteres Beispiel für kreative „Updates“ vor dem Internet. In den späten 90er-Jahren ermöglichte das Game Boy Link-Kabel, zwei Game Boys miteinander zu verbinden, um Pokémon zu tauschen und gegeneinander zu kämpfen.
Später führte Nintendo das sogenannte Pokémon Mobile System GB in Japan ein, das es Spielern ermöglichte, ihren Game Boy Color mit einem Handy zu verbinden, um auf spezielle Inhalte und Events in den Pokémon-Spielen zuzugreifen. Dies ermöglichte begrenzte „Updates“ und Sonderinhalte, die für bestimmte Zeiträume freigeschaltet wurden. In gewisser Weise waren diese Zusatzinhalte ein Vorläufer moderner Online-Events und Updates, auch wenn sie nur für kurze Zeit in Japan verfügbar waren.
Ein weiteres berühmtes Beispiel ist Pokémon Kristall, das erweiterte Inhalte und besondere Events bot, die bei den vorherigen Editionen Gold und Silber nicht verfügbar waren. Hier zeigte sich ebenfalls Nintendos Ansatz, bestehende Spiele durch limitierte Neuauflagen zu erweitern, anstatt die Originalspiele direkt zu patchen.
5. Konsolen und Spiele mit internem Speicher
Einige Konsolen und Module enthielten bereits in den 80er- und 90er-Jahren internen Speicher, der genutzt werden konnte, um Spielstände zu speichern und zusätzliche Informationen zu speichern. Ein Beispiel hierfür ist das SNES-Spiel The Legend of Zelda: A Link to the Past, das es Spielern ermöglichte, ihren Fortschritt zu speichern und das Spiel so schrittweise zu erkunden.
Obwohl diese Speicherfunktionen keine echten „Updates“ waren, ermöglichten sie es den Entwicklern, den Spielern neue Erfahrungen zu bieten, ohne dass sie die Konsole neu starten oder das Spiel jedes Mal von vorne beginnen mussten. Auch das Expansion Pak und die speziellen Speicherbatterien in Modulen wie Chrono Trigger und Final Fantasy VI eröffneten neue Möglichkeiten und speicherten komplexe Informationen, die das Spielerlebnis vertieften.
6. Arcade-Spiele und EPROM-Chips: Manuelle Updates
Vor den Heimkonsolen waren Arcade-Spiele führend in der Spieleindustrie, und auch diese mussten hin und wieder „gepatcht“ werden. Die ersten Arcade-Automaten nutzten EPROM-Chips (Erasable Programmable Read-Only Memory), die Entwickler manuell austauschten oder neu programmierten, wenn ein Fehler im Spiel entdeckt wurde.
Ein berühmtes Beispiel ist Pac-Man, das durch manuelles Austauschen von EPROM-Chips modifiziert wurde. Diese physischen Chips speicherten den Programmcode des Spiels, und durch das Austauschen der Chips konnten Updates vorgenommen werden, wenn es zu Spielfehlern kam oder wenn der Schwierigkeitsgrad angepasst werden sollte.
Fazit: Vor dem Internetzeitalter war Kreativität gefragt
Obwohl es vor dem Internet keine „Patches“ im modernen Sinne gab, zeigten Nintendo und andere Entwickler beeindruckende Kreativität, um ihre Spiele zu aktualisieren und Fehler zu beheben. Von Neuauflagen über Expansion Paks bis hin zu physischen Speicherlösungen und Disketten-Updates fand die Industrie immer wieder neue Wege, um das Spielerlebnis zu verbessern und Spieler auf dem neuesten Stand zu halten.
Mit der Einführung des Internets wurden Patches und Updates einfacher und schneller zugänglich, doch die frühen Methoden der Spieleaktualisierung bleiben ein faszinierender Teil der Videospielgeschichte. Sie erinnern uns daran, wie die Entwickler der 80er und 90er Jahre die technischen Herausforderungen gemeistert haben, um die bestmögliche Spielerfahrung zu bieten – ganz ohne Downloads und Installationen.