Als Skylanders 2011 erstmals erschien, war es ein innovatives Konzept: Ein Videospiel, das echte, physische Spielfiguren nutzte, um Charaktere ins Spiel zu bringen. Diese sogenannten Toys-to-Life-Spiele boten eine neue, spannende Verbindung zwischen der physischen und digitalen Welt, die vor allem bei jüngeren Spielern gut ankam. Kinder konnten ihre Figuren sammeln und direkt im Spiel steuern, indem sie sie auf das magische „Portal of Power“ stellten. Was zunächst wie eine kreative Bereicherung der Spielwelt wirkte, entwickelte sich jedoch schnell zu einem teuren Hobby, das viele Eltern und Spieler als Abzocke empfanden.
Die Skylanders-Reihe wurde zu einem Milliarden-Dollar-Franchise, das sich stark auf den Verkauf von Figuren und Zubehör stützte. Doch hinter dem Glanz der interaktiven Figuren und der farbenfrohen Spielewelt verbargen sich fragwürdige Geschäftspraktiken. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die Schattenseiten des Skylanders-Phänomens und zeigt, warum viele Spieler und Eltern das Franchise heute kritisch betrachten.
1. Ein innovativer Start – und eine kostspielige Idee
Die Einführung von Skylanders: Spyro’s Adventure revolutionierte 2011 die Gaming-Welt. Mit den Skylanders-Figuren konnte man Charaktere im Spiel aktivieren, und jeder Charakter besaß eigene Fähigkeiten und eine individuelle Persönlichkeit. Die Idee war einzigartig und verlockend: Man konnte Charaktere sammeln, sie trainieren und in verschiedene Welten transportieren. Doch von Anfang an war das Konzept mit erheblichen Kosten verbunden.
Ein Starter-Pack mit dem Spiel, drei Figuren und einem „Portal of Power“ kostete rund 70 Euro. Zusätzliche Figuren, die für das vollständige Spiel erforderlich waren, lagen bei etwa 10-15 Euro pro Stück. Jede neue Welt oder Herausforderung erforderte oft spezifische Figuren, die gekauft werden mussten, um das Spiel vollständig zu erleben. So konnten die Kosten für Spieler, die alle Figuren sammeln wollten, schnell in die Hunderte oder sogar Tausende Euro steigen.
2. Jährliche Neuauflagen und die Eskalation der Kosten
Der Erfolg von Skylanders: Spyro’s Adventure führte dazu, dass Activision jedes Jahr ein neues Skylanders-Spiel veröffentlichte – mit neuen Figuren, neuen Portalen und neuen Mechaniken, die in das Gameplay integriert wurden. Jedes Jahr mussten Eltern tief in die Tasche greifen, um die neuen Figuren und das erforderliche Zubehör zu kaufen.
- Skylanders Giants (2012): Einführung der riesigen Giant-Figuren, die für bestimmte Aufgaben im Spiel benötigt wurden.
- Skylanders Swap Force (2013): Figuren, die in zwei Hälften geteilt und neu kombiniert werden konnten – was die Zahl der Kombinationen und damit die Kaufanreize massiv erhöhte.
- Skylanders Trap Team (2014): Ein neues Set von Fallen, mit denen man Gegner fangen konnte, die nur mit speziellen „Trap“-Kristallen verfügbar waren.
- Skylanders SuperChargers (2015): Einführung von Fahrzeugen, die zusätzliche Käufe erforderten, um bestimmte Level im Spiel zu erleben.
- Skylanders Imaginators (2016): Ermöglichte es Spielern, eigene Charaktere zu erstellen – aber auch hier wurden spezielle Kristalle und Figuren benötigt, um das volle Potenzial auszuschöpfen.
Jedes neue Spiel brachte eine Sammlung neuer Figuren und Accessoires mit sich, die es für die Spieler zu kaufen galt, um das Spiel vollständig zu erleben. Activision verdiente nicht nur am Verkauf der Spiele, sondern auch am lukrativen Markt der Figuren, die oft in limitierter Auflage oder als Sammlerstücke angeboten wurden.
3. Die künstliche Verknappung und Sammlerfiguren
Ein weiteres kritisches Element des Skylanders-Modells war die künstliche Verknappung bestimmter Figuren. Einige Charaktere wurden nur in geringer Stückzahl hergestellt, was zu einem Sammlerfieber führte und die Preise in die Höhe trieb. Eltern mussten sich oft beeilen, die begehrtesten Figuren zu kaufen, bevor sie ausverkauft waren, und die Nachfrage führte dazu, dass die Preise auf dem Zweitmarkt explodierten.
Rare Figuren wie „Legendary“ oder „Dark“ Skylanders wurden oft als „exklusiv“ in bestimmten Läden verkauft oder waren nur in bestimmten Ländern verfügbar, was die Kosten und die Frustration für Sammler und Eltern weiter erhöhte. Dieser Ansatz erzeugte bei Kindern das Gefühl, dass sie alle Figuren „brauchen“, um das Spiel vollständig zu erleben – ein psychologischer Druck, der stark an die Mechanismen von Sammelkartenspielen erinnert.
4. Der Mangel an Langzeitwert
Während die Figuren auf den ersten Blick wertvoll wirkten, zeigte sich bald ein Problem mit der Langzeitnutzung: Neue Spiele in der Serie unterstützten oft nicht alle Figuren der Vorgänger. So konnte eine Sammlung von 30-40 Figuren aus Skylanders: Spyro’s Adventure oder Giants im nächsten Spiel größtenteils nutzlos sein. Diese Entscheidung, ältere Figuren teilweise unbrauchbar zu machen, führte dazu, dass viele Sammler ihre Investitionen in Frage stellten.
Dadurch entstand das Gefühl, dass Activision mehr daran interessiert war, den Verkauf neuer Figuren anzukurbeln, als die bestehende Sammlung der Spieler wertzuschätzen. Spieler, die Jahr für Jahr neue Figuren kauften, fühlten sich von dieser Praxis zunehmend ausgenutzt.
5. Die Konkurrenz durch andere Toys-to-Life-Spiele und das Ende von Skylanders
Mit dem Erfolg von Skylanders wollten auch andere Unternehmen ein Stück vom Toys-to-Life-Markt abhaben. Disney Infinity, LEGO Dimensions und amiibo von Nintendo boten ähnliche Konzepte, was dazu führte, dass der Markt für physische Spielfiguren übersättigt wurde. Die Vielfalt an Toys-to-Life-Spielen und der ständige Bedarf, neue Figuren zu kaufen, führte zu einem Rückgang der Nachfrage, und 2017 stellte Activision die Skylanders-Reihe offiziell ein.
Die Abkehr vom Konzept der physischen Figuren verdeutlicht, dass das Modell zwar innovativ war, aber auf lange Sicht unpraktisch und teuer für die Spieler. Die Fans fühlten sich zunehmend abgezockt und hatten kein Interesse mehr, weiter in das kostspielige System zu investieren.
6. Rückblickend: War Skylanders eine Abzocke?
Rückblickend hat Skylanders zweifellos Spaß gemacht und innovative Ideen auf den Markt gebracht. Die Figuren waren liebevoll gestaltet, und das Konzept der Toys-to-Life-Mechanik war für Kinder faszinierend. Doch die Geschäftspraktiken hinter der Serie führten zu einem wachsenden Frust bei Eltern und Spielern. Die ständigen Neuauflagen, die künstliche Verknappung, die hohe Preispolitik und die Limitierung älterer Figuren führten letztendlich zu einer Überlastung der Spieler.
Viele Fans fühlten sich ausgebeutet, da Activision das Bedürfnis der Kinder nach Sammeln und Vervollständigen ausnutzte und Eltern regelmäßig hohe Summen ausgeben mussten. Die Skylanders-Reihe ist ein Lehrbeispiel dafür, wie ein innovatives Konzept durch aggressive Verkaufsstrategien an Wert verlieren kann und sich von den Interessen der Community entfernt.
Fazit: Skylanders als Mahnung für die Spieleindustrie
Heute gilt Skylanders als ein faszinierendes, aber letztlich überstrapaziertes Konzept. Die Toys-to-Life-Ära bot interessante Ideen, doch der kommerzielle Druck und die kontinuierliche Vermarktung neuer Figuren führten dazu, dass das Interesse der Fans nachließ. Für viele Spieler bleibt Skylanders ein Symbol für das Potenzial und die Gefahr solcher Spielkonzepte. Während die Figuren nach wie vor eine nostalgische Anziehungskraft besitzen, dient die Serie heute auch als Mahnung an die Spieleindustrie, verantwortungsvoll mit der Loyalität ihrer Spieler umzugehen.