In der Geschichte der Videospiele gab es zahlreiche Konsolen, die es niemals auf den Markt geschafft haben. Manchmal waren es innovative Konzepte, die ihrer Zeit weit voraus waren, manchmal schlichtweg riskante Projekte, die zu teuer in der Entwicklung waren oder nicht das nötige Vertrauen der Hersteller fanden. Diese „verlorenen“ Konsolen bieten einen faszinierenden Einblick in die kreativen Ideen und ambitionierten Pläne der Spieleindustrie, die die Gaming-Welt hätte revolutionieren können – wären sie jemals erschienen.
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf einige der spannendsten Konsolenprojekte, die aus verschiedenen Gründen nie das Licht der Welt erblickten. Von Nintendos gescheiterten Ideen bis hin zu Konsole-PC-Hybriden und ambitionierten Projekten kleinerer Entwickler, die nie ihre Chance bekamen, ist die Liste dieser nie erschienenen Konsolen ein faszinierendes Kapitel der Gaming-Geschichte.
1. Nintendo PlayStation – Die verpasste Kooperation zwischen Sony und Nintendo
Eine der bekanntesten Konsolen, die es nie auf den Markt schaffte, ist die Nintendo PlayStation. In den frühen 90er-Jahren plante Nintendo eine Kooperation mit Sony, um ein CD-Laufwerk für das Super Nintendo zu entwickeln. Sony, das damals noch keinen Fuß in der Videospielbranche hatte, sollte Nintendo mit seiner CD-Technologie unterstützen. Das Ergebnis sollte die „Nintendo PlayStation“ sein – ein Gerät, das SNES-Cartridges und CDs abspielen konnte.
Doch während der Entwicklung kam es zu Konflikten zwischen den beiden Unternehmen. Nintendo kündigte überraschend eine Partnerschaft mit Philips an und ließ Sony im Regen stehen. Sony, nun auf sich allein gestellt, entschied sich, das Projekt weiterzuverfolgen und seine eigene Konsole zu entwickeln – die originale PlayStation, die 1994 veröffentlicht wurde und zu einem gigantischen Erfolg wurde. Die Zusammenarbeit zwischen Nintendo und Sony hätte die Videospielindustrie grundlegend verändern können. Einige wenige Prototypen der Nintendo PlayStation existieren noch und sind heute wertvolle Sammlerstücke.
2. Atari Jaguar Duo – Der gescheiterte Versuch, das Jaguar-Erbe zu retten
Die Atari Jaguar war eine der letzten Konsolen von Atari und erschien 1993. Atari plante eine leistungsfähige Konsole mit 64-Bit-Architektur, die es mit den Konkurrenten von Sega und Nintendo aufnehmen sollte. Leider war die Jaguar ein kommerzieller Misserfolg – die komplexe Hardware und die mangelnde Entwicklerunterstützung führten dazu, dass die Konsole schnell vom Markt verschwand.
Doch Atari hatte bereits einen Nachfolger in der Planung: die Atari Jaguar Duo. Diese Konsole sollte ein CD-Laufwerk und zusätzliche Hardwareverbesserungen integrieren, um der Konsole eine zweite Chance zu geben. Leider geriet Atari in finanzielle Schwierigkeiten, und das Projekt wurde nie abgeschlossen. Die Atari Jaguar Duo bleibt ein Symbol für Ataris Versuche, sich auf dem Konsolenmarkt zu behaupten, aber letztlich scheiterte das Unternehmen und verließ die Branche kurz danach.
3. Sega Neptune – Die „All-in-One“-Lösung, die nie kam
Sega hatte in den 90er-Jahren mehrere ambitionierte Konsolenprojekte. Eine davon war der Sega Neptune – eine Hybridkonsole, die die Hardware des Mega Drive und des 32X kombinieren sollte. Der Sega Neptune sollte eine erschwingliche Möglichkeit für Spieler sein, beide Systeme in einem Gerät zu nutzen, ohne das separate 32X-Add-on kaufen zu müssen.
Doch der Sega Neptune war ein Opfer der chaotischen Produktpolitik von Sega. Kurz vor der Veröffentlichung erkannte Sega, dass das 32X selbst ein Misserfolg war und die Ressourcen besser in die Entwicklung der Sega Saturn investiert werden sollten. Das Projekt wurde eingestellt, bevor es in die Massenproduktion ging. Einige Prototypen des Neptune existieren jedoch noch und gelten als begehrte Sammlerstücke.
4. Panasonic M2 – Ein gescheitertes High-Tech-Projekt der 90er-Jahre
Nach dem Misserfolg des 3DO, einer Konsole, die von Panasonic, Sanyo und Goldstar entwickelt wurde, plante Panasonic eine Nachfolgerkonsole namens M2. Die M2 sollte eine enorm leistungsfähige Konsole sein und war ihrer Zeit weit voraus. Sie verfügte über beeindruckende Hardware und sollte eine breite Palette an Multimedia-Funktionen bieten, einschließlich CD-ROM-Unterstützung und einer leistungsfähigen Grafikengine.
Doch die M2 wurde nie veröffentlicht. Panasonic zog sich 1997 aus dem Konsolenmarkt zurück, bevor die M2 marktreif war. Obwohl die Konsole niemals verkauft wurde, nutzten einige Unternehmen die M2-Technologie später in Arcade-Maschinen und anderen Geräten. Die M2 bleibt eine der beeindruckendsten „Was-wäre-wenn“-Konsolen der 90er-Jahre.
5. Xbox Project Phoenix – Microsofts Versuch, den PC mit der Konsole zu verschmelzen
In den frühen 2000ern plante Microsoft das Project Phoenix, eine Hybridkonsole, die die Funktionen eines PCs und einer Konsole kombinieren sollte. Die Idee hinter Project Phoenix war es, eine Xbox-Konsole zu entwickeln, die auch als PC fungieren konnte, sodass Benutzer Spiele spielen und alltägliche Computeraufgaben erledigen konnten.
Das Projekt wurde jedoch letztlich eingestellt, da Microsoft entschied, dass es besser wäre, sich auf eine reine Spielekonsole zu konzentrieren. Diese Entscheidung führte zur Entwicklung der Xbox 360, die ein großer Erfolg wurde. Project Phoenix zeigte jedoch, dass Microsoft schon früh an Ideen zur Integration von PCs und Konsolen arbeitete – ein Konzept, das mit dem Aufstieg des Cloud-Gamings und Diensten wie Xbox Game Pass heute wieder relevant wird.
6. Nintendo 64DD – Nintendos gescheiterter Versuch, die Speicherprobleme zu lösen
Das Nintendo 64DD (Disk Drive) war eine Erweiterung für das Nintendo 64, die magnetische Disks verwendete, um zusätzlichen Speicher und neue Gameplay-Optionen zu bieten. Nintendo plante eine Reihe von Spielen und Anwendungen, die das 64DD nutzen sollten, darunter F-Zero X Expansion Kit und Mario Artist.
Leider wurde das 64DD nur in Japan veröffentlicht und war dort ein kommerzieller Misserfolg. Die komplizierte Hardware und die hohen Produktionskosten machten das 64DD zu einer finanziellen Belastung für Nintendo, und das Projekt wurde eingestellt, bevor es weltweit erscheinen konnte. Das 64DD bleibt ein faszinierender Einblick in Nintendos Bemühungen, die Grenzen der Konsole zu erweitern, obwohl es nie eine breite Masse erreichte.
7. Phantom – Die Konsole, die nie existierte
Das Phantom ist vielleicht das berühmteste Beispiel für eine Konsole, die nie erschienen ist. Entwickelt von der Firma Infinium Labs, wurde das Phantom als „Konsole der Zukunft“ angekündigt, die Spiele über das Internet streamen und herunterladbare Inhalte bieten sollte – lange bevor das Konzept des Cloud-Gamings populär wurde.
Infinium Labs präsentierte das Phantom auf Messen und versprach eine revolutionäre Technologie, doch die Konsole erblickte nie das Licht der Welt. Viele glauben, dass das Phantom nie wirklich existierte und lediglich eine Finte war, um Investoren zu täuschen. Die Geschichte des Phantom ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie große Versprechungen in der Videospielbranche oft zu Enttäuschungen führen können.
Fazit: Die faszinierende Welt der nie veröffentlichten Konsolen
Die Konsolen, die es nie auf den Markt geschafft haben, erzählen eine spannende Geschichte von kreativen Ideen, ambitionierten Projekten und riskanten Investitionen. Sie zeigen, dass die Videospielindustrie oft bereit ist, neue Wege zu gehen und Konzepte auszuprobieren, die ihrer Zeit voraus sind. Doch nicht jede Idee führt zum Erfolg, und manchmal müssen Projekte aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen eingestellt werden.
Obwohl wir viele dieser Konsolen nie selbst erleben konnten, bleiben sie ein faszinierendes Kapitel der Videospielgeschichte und erinnern uns daran, dass hinter jeder erfolgreichen Konsole unzählige Ideen und Projekte stehen, die es nie zur Marktreife schaffen. Wer weiß, welche innovativen Konsolen und Technologien in der Zukunft noch auftauchen – und welche möglicherweise dasselbe Schicksal erleiden wie die legendären „verlorenen Konsolen“ der Vergangenheit.